Papyrus: Geschichte zum Anfassen.
Das Blatt der Pharaonen galt im alten Ägypten als wahre Kostbarkeit. Papyrus wurde in einem aufwändigen Verfahren hergestellt weshalb längst nicht alle Dinge auf dieses Material geschrieben wurden. Papyrus war den wichtigen Angelegenheiten vorbehalten. Olivier Thommen vom PGI Shop besuchte vor einigen Jahren eine Papyrus Produktion in Ägypten und importiert seither den wunderbaren Beschreibstoff direkt von den Ägyptischen Produzenten. Im Unterricht eingesetzt wird mit dieser kostbaren Schreibgrundlage Geschichte anfassbar und somit «be-greifbar».
Lassen Sie sich auf den Spuren des Pharaos in diese Wunderbare Welt entführen, finden Sie heraus wie sich Olivier Thommen selbst in Ägypten beim Papyrus-Blatt legen geschlagen hat und warum Papyrus Anlass für Streit zwischen Kleopatra und Cäsar gab.
Papyrus wurde im Alten Ägypten schon seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. als Beschreibstoff genutzt und blieb bis ins frühe Mittelalter die geläufige Schreibunterlage für Briefe oder Urkunden. Obwohl Papyrus sehr empfindlich auf Feuchtigkeit oder mechanische Beanspruchung reagiert, weist das Material eine erstaunlich lange Haltbarkeit auf und lieferte besonders den Archäologen viele wertvolle Informationen. Die berühmtesten Papyrusrollen sind die Herculaneum-Papyri, sie wurden im Jahre 79 n. Chr. durch den gewaltigen Vesuvausbruch in Pompeji unter den Ascheschichten konserviert und erst durch spätere Ausgrabungen eher zufällig gefunden. Weitere mehr als 400.000 Papyri aus dem altägyptischen Oxyrhynchus warten auf ihre Bearbeitung und werden nochmals viel Interessantes ans Tageslicht bringen.
Auch die Geschichte der Kleopatra zeigt uns die Bedeutung der Papyrusrollen. Sie konnte Caesar lange nicht verzeihen, dass seine Soldaten den vernichtenden Brand in der Bibliothek von Alexandria legten, wodurch tausende bedeutende Papyrusschriften zerstört wurden. Caesar musste ihr danach versprechen, an ihre neue Bibliothek jedes neu entdeckte Schriftstück aus seinen eroberten Ländern abzuliefern, was Caesar tatsächlich auch einhielt, wohl für die Gunst dieser faszinierenden Herrscherin.
Der "Echte Papyrus" (Cyperus papyrus) gehört zur Gattung Zypergräser (Cyperus) und kann bis zu 4 Meter Höhe erreichen. Früher wuchs er natürlich am Nilufer und stand fast das ganze Jahr im Wasser. Heute wird in wenigen Dörfern im Nildelta wieder Papyrus angepflanzt. Dazu werden Felder unter Wasser gesetzt, in denen der Papyrus das ganze Jahr gedeihen kann. Nach dem Schneiden werden die langen Stängel vom doldenartigen Blütenkopf getrennt und zu Bündeln gebunden. Diese Bündel werden zum Frischhalten in ein Becken mit Wasser gelegt, bis man sie für die weitere Verarbeitung benötigt.
Der untere Teil des Stängels, welcher der geeignetste für die Papyrusherstellung ist, wird abgetrennt. Nachdem die äußere, grüne Rinde abgeschält wurde, gelangt das freigelegte, weiße Mark des Stängels in ein zweites Wasserbecken. Man schneidet dieses innere, weiße Mark in dünne Streifen, welche in horizontaler und vertikaler Richtung übereinander gelegt werden. Das so entstandene Blatt wird in eine Lage Baumwollstoff eingeschlagen und in einer Presse für 12 Stunden unter konstantem Druck gepresst. Dabei verbinden sich die einzelnen Streifen durch den verbliebenen Zucker zu dem Papyrusbogen. Zur Nachbehandlung werden die Bögen ein weiteres Mal zwischen Trockenfilze gepresst, um ihnen so das restliche Wasser zu entziehen.
Teetrinken, Angst vor Dieben und handwerkliches Geschick:
was man bei einem Besuch der Papyrus Herstellern in Ägypten erlebt
2007 fuhr Olivier Thommen zum ersten Mal nach Ägypten, um die Produktion des Papyrus vor Ort anzusehen. «Nach einer vierstündigen Fahrt von Kairo ins Nildelta, kamen wir in einem kleinen, an einem Nilarm gelegenen Dorf an.» Ohne die wenigen Autos hätte man sich ins Mittelalter zurückversetzt gefühlt. Einfache Lehmhütten, Ziegen auf den holperigen Straßen und neugierige Blicke begrüßten den langjährigen Lehrer.
«Herzlich wurden wir von Said und seiner Familie empfangen und ganz nach arabischer Gastfreundschaft, gab es zunächst Tee und viele Fragen über das Befinden der Familie. Dann endlich zogen wir mit dem Eselskarren zu den Papyrusfeldern.» Diese stehen ganzjährig geflutet im Wasser. Mit der Machete schnitt ein junger Bursche wuchtig einzelne, der bis zu 4 Meter hohen Papyrus Stängel ab und belud seinen Wagen. «Mir fiel auf, dass es vor allem Luffa-Gurken, Papyrus und nur wenig Gemüse angebaut wurde. Auf die Frage, warum dies so sei, bekam ich die Antwort „Wenn in einem Dorf alle das Gleiche anbauen, klaut keiner dem Anderen die Ware“. Eine vielsagende Antwort.» so Thommen.
In den Papyrus Anbaugebieten. fühlt man sich ein Wenig ins Mittelalter zurückversetzt.
Papyruspflanzen stehen hier ganzjährig geflutet im Wasser eines Nilarms.
Im Dorf im Nildelta wird neben Luffa-Gurken und Gemüse vorwiegend Papyrus angebaut.
Zurück in der garagenähnlichen "Papyrus Fabrik“, wurden die Papyrusstängel abgeladen und in entsprechend lange Stücke geschnitten. Drinnen saßen vier junge Frauen und schnitten unglaublich flink die äußerste Schicht der Stängel ab. «Dabei wurde geredet und gelacht und es schien mir, dass sie sich auch über mein Erstaunen lustig machten.» so Thommen weiter. Danach wird das freigelegte Mark des Papyrus in lange Streifen geschnitten und über Nacht in einem steinernen Bottich gewässert.
Papyrus ist ein reines Naturprodukt. Es muss mit Sorgfalt behandelt werden.
Die junge Frauen schneiden unglaublich flink die äußerste Schicht der Stängel ab.
Zuerst werden die Längsstreifen leicht überlappend von oben nach unten auf ein Brett gelegt.
Im PGI-Shop finden Sie alle Materialien und Anleitungen um Papyrus selbst im Klassenzimmer herzustellen hier.
«Beeindruckt von den vielen Arbeitsschritten, setzten wir uns mit Said beim obligaten Tee hin und besprachen die neue Bestellung und deren Preise. Uns war schon immer klar, dass wir faire Preise bezahlen werden, uns aber nicht über den Tisch ziehen lassen wollen. Stunden lang gingen nun die Gespräche hin und her. Menge Preis, Preis und Menge und wieder von vorne. Mir schien, dass Said gar nicht schnell zu einem Abschluss kommen wollte, man genoss das Feilschen, Handeln und Argumentieren. Es war schon nach Mitternacht, als uns der Fahrer wieder nach Kairo bracht. Dösend unbequem saßen wir im alten holprigen Taxi, als der Fahrer plötzlich rief „Mister, look there!“. In der Ferne waren die Pyramiden zu sehen und dahinter ging rot die Sonne auf.»
Papyrus macht Geschichte im Unterricht erlebbar
Im Schulunterricht ist der Papyrus ausserordentlich beliebt - "Geschichte zum Anfassen". Neben dem theoretischen Unterricht, lässt sich mit wenig Zeitaufwand ein Blatt Papyrus gestalten und hinterlässt dabei ein unvergessliches Erlebnis. Gerne werden die verschiedensten Motive auf Papyrus auch in Workshops, bei Gruppenarbeiten oder in der Museumspädagogik verwendet.
Papyrus ist ein reines Naturprodukt. Es muss mit Sorgfalt behandelt werden. Das Falten oder Knicken ist deshalb auf jeden Fall zu vermeiden. Für das Bemalen von Papyrus benötigen Sie feine Pinselgrößen. Bewährt haben sich Tempera-Farben oder kräftig angerührte Wasserfarben. Es können auch Faserstifte, oder Filzstifte verwendet werden. Gel-Stifte in Gold, Silber oder Weiß können die Motive sehr schön veredeln. Ausserdem ist ein schwarzer Faserstift zum Korrigieren der Linien hilfreich. Ein aussergewöhnliches Erlebnis für Schülerinnen und Schüler ist ausserdem das Schreiben auf Papyrus mit Binsen, wie es die Alten Ägypter taten. Hier eignet sich der eigene Name in Hieroglyphenschrift als tolles Motiv.
Papyrus können Sie im PGI Shop entweder blanko oder bedruckt erwerben. Bei der Arbeit mit Blanko Papyrus werden in einem ersten Schritt die Umrisse der Motive mit schwarzer Farbe angefertigt. Bei Vordrucken entfällt dieser Schritt. Bemalen Sie nun die gekennzeichneten Flächen mit den Farben Ihrer Wahl. Farbdrucke oder bereits bemalte Papyri können als Vorlage benutzt werden. Zum Mischen von Farben empfehlen wir eine Mischpalette. Beim Übermalen perlt die Farbe von den vorgedruckten Linien wieder ab. Nur die Flächen zwischen den Linien nehmen die Farbe an.
Unvollständige Linien werden mit dem Faserstift nachgezogen. Unglücklich gewählte Farben können Sie mit einer anderen Farbe deckend übermalen. Gewelltes oder gerolltes Papyrus kann jederzeit durch Bügeln der Rückseite geglättet werden. Stellen Sie das Bügeleisen dabei auf die kleinste Einstellung.
Mit Hilfe unseres Papyrus-Sets können Sie auch mit Ihrer Klasse den Herstellungsprozess von Papyrusbogen fast vollständig nachvollziehen. Begeistern Sie Ihre Schüler*innen mit dieser anschaulichen Unterrichtsarbeit. Am Ende hat jedes Kind ein selber gelegtes Papyrus-Blatt, welches wie oben beschrieben individuell gestaltet werden kann.
Zu guter Letzt: Papyrus wird traditionsgemäß nicht an den Rändern glatt geschnitten. Auf einem ringsherum etwa 10 cm größeren dunklen Untergrund kommt Ihr Papyrus besonders gut zur Geltung und ist es auf jeden Fall Wert eingerahmt zu werden.